Wieder liegt ein bewegtes, weltpolitisch sogar erschütterndes Jahr hinter uns. Auch der Weinbau bleibt von den großen Themen unserer Zeit nicht unberührt. Inflation, Lohnerhöhungen und Energiekosten bewegen die Branche ebenso wie Dinge, die über viele Jahre vernachlässigt wurden. Nachhaltigkeit, nicht nur im ökologischen, sondern auch im ökonomischen Sinne, ist eine große Herausforderung für die Branche, die oft viele Jahre von der Substanz gelebt hat. Viele Weingüter sind in den letzten Jahren sehr groß geworden – größere Flächen mit immer besserer Technik effizient zu bewirtschaften, schien der Ausweg. Oft zeigt sich aber, dass dieser Weg auch in eine Sackgasse, in ein Hamsterrad führen kann. Als wir vor nunmehr zwei Jahren die Entscheidung kommunizierten, unser Weingut zu verkleinern, wurden wir zum Teil etwas verwundert betrachtet. Jetzt, zwei Jahre später, fühlen wir uns bestätigt. Immer größer und immer effizienter zu werden, geht in der Regel nicht ohne Qualitätseinbußen. Wir haben unsere Produktion um fast dreißig Prozent reduziert und arbeiten nur noch in Lagen, in denen wir unseren eigenen, hohen Ansprüchen gerecht werden können. Uns ist bewusst, dass dies ein großer Luxus ist. Der Grundstein dafür wurde schon vor vielen Jahren von Fritz und Steffen gelegt, als man sich auf die besten, aber etwas weniger bekannten Lagen um Gimmeldingen und Königsbach konzentrierte. So kam auch der Idig in unseren Besitz, der heute das Herzstück unseres Weinguts ist. Der Zugang zu diesen hervorragenden Lagen ist heute ein großes Glück. Die kalkhaltigen Böden und die kühleren Hanglagen prägen unsere Weine. Sie sind unsere Heimat und die Grundlage unserer Arbeit.
Die Idee, unser Sortiment umzugestalten, hat uns lange Zeit beschäftigt. Wir haben intensiv überlegt, wie wir diesen Schritt gehen können und ob wir zu mutig sind, zu progressiv oder zu schnell. Doch der Wunsch, das Weingut auf das Beste zu fokussieren, war zu groß. So erfolgte der Umbau im Jahr 2022. Alle Weinberge, die keine VDP. Ersten und Großen Lagen sind, wurden abgegeben. Neben unseren Lagenweinen gibt es jetzt nur noch einen Wein je Sorte, „Aus den Lagen“ eben. Diese Weine, die zu 100% aus unseren klassifizierten Lagen kommen, werden handgelesen, spontan vergoren und sorgfältig zusammengestellt. So können wir unsere ganze Aufmerksamkeit unseren besten Weinbergen widmen und unseren Fokus auf Herkunftsweine noch konsequenter umsetzen.
Nach zwei Jahren wissen wir, dass die Entscheidung für uns absolut richtig war. In unserem Sortiment gibt es nun keinen einzigen Wein mehr, hinter dem nicht große Weinberge, sorgsame Arbeit und viele Gedanken stecken. Wir bedanken uns für den großen Zuspruch und Ihre Bereitschaft, diesen konsequenten Weg mit uns zu gehen. Der nächste Schritt war, dass wir nun auch alle Rieslinge im Herbst ausliefern. So machen wir in unserem Keller keinen Unterschied mehr zwischen Aus den Lagen, Erster und Großer Lage. Alle Weine werden zum gleichen Zeitpunkt von der Hefe getrennt, zusammengelegt und schließlich abgefüllt. Dies gibt den Weinen noch mehr Zeit und uns die Chance, die Weine wirklich genau kennenzulernen, bevor diese im Juli in die Flasche und im September schließlich in Ihre Keller kommen.
02. – 29. September 2023
Die größte Herausforderung im Weinbau ist das Wetter. Wir müssen das Wetter nehmen, wie es kommt. Mit sorgfältiger Handarbeit, rechtzeitiger Bodenbearbeitung, Aussaat und artenreicher Begrünung können wir dennoch viel gestalten. Das Jahr 2023 war geprägt von langen Schönwetter- aber auch Regenperioden. Waren die Niederschläge im Juli und August zunächst willkommen, wurde das Wetter dann Mitte August zur Herausforderung. Besonders während der Véraison, der Verfärbung der Trauben, steigt die Empfindlichkeit und die Fäulnisgefahr wird groß. Durch die Wasseraufnahme werden die Trauben praller und drohen zu platzen. Diese Stellen sind der Ausgangspunkt für Fäulnis aller Art. Erst mit Beginn der Weinlese, Anfang September, setzte der lange, goldene Spätsommer ein. Die Sonne trocknete die beginnende Fäulnis und wendete alles zum Guten. Trotzdem mussten einige schlechte Trauben von Hand, Beere für Beere, herausgeschnitten werden. Es war eine Lese, bei der wir ohne die über 60 fleißigen Hände unseres Teams mit ihrer langjährigen Erfahrung keine perfekten Trauben hätten ernten können. 2023 ist eindeutig ein Jahr, in dem sich die Spreu vom Weizen trennt. Belohnt wurden wir mit einer Ernte von wunderbar reifem Spätburgunder, frischem Weißburgunder und kleinbeerigem, extraktreichem Riesling. Die Gärung verlief zügig und die Weine präsentieren sich dicht, mit feiner Fruchtsäure und Länge.Erneut ein großes Vergnügen!